Deutsch-Jüdische Geschichte im VGD

Website des Arbeitskreises Deutsch-Jüdische Geschichte im VGD

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Der Arbeitskreis zur Deutsch-Jüdischen Geschichte im VGD ist online mit der Website

http://www.juedischegeschichte.de

Ziel des Arbeitskreises ist die Förderung des Verständnisses jüdischer Geschichte im Kontext der deutschen und europäischen Geschichte, nicht als eine “Sondergeschichte”, wie sie bislang meistens wahrgenommen und auch gelehrt wird, sondern als integrativer Bestandteil der deutschen bzw. europäischen Geschichte. Wir wollen Wissenslücken füllen, weiterhin bestehende Klischeevorstellungen auflösen und Vorurteile widerlegen.

Veröffentlichung: Rolf Ballof / Heide Bergfeld / Wolfgang Geiger / Edith Hambach / Martin Liepach / Angelika Rieber: Deutsch-jüdische Geschichte im Unterricht. Quellen zur Geschichte und Politik. Ernst Klett Verlag, Stuttgart/Leipzig, 2007. ISBN-13: 978-3-12-430052-2


Thesen zu einer zeitgemäßen Behandlung der deutsch-jüdischen Geschichte im Unterricht

(vorgetragen auf der Tagung: „Holocaust und Nationalsozialismus im Unterricht – Überlegungen zu einer zeitgemäßen Vermittlung“, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland/KMK am 23. und 24. April 2007 in Berlin)

Aufgabe der heute pädagogische Verantwortung tragenden Generation ist es, das Gedenken an die deutsch-jüdische Geschichte einschließlich der Verbrechen im Dritten Reich als Teil der deutschen Geschichte für künftige Generationen wach zu halten. Dazu ist die Entwicklung eines pädagogischen Konzepts erforderlich, das in der Erinnerung an die Vergangenheit gegenwartsbezogen und zukunftsweisend den Jugendlichen den Zugang zu dieser Problematik ermöglicht und nahe legt.

  1. Heutige Jugendliche haben aus Neugier und vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Lebenssituation eigene Fragen an diesen Abschnitt deutscher Geschichte.
  2. Eine Fokussierung der deutsch-jüdischen Geschichte auf die Themenbereiche Verfolgung und Holocaust fasst die deutsch-jüdischen Beziehungen zu eng. Dementsprechend sollte das Verhältnis von Juden und Nichtjuden über diese Themenbereiche hinaus im Kontext der deutschen, der europäischen und der Weltgeschichte betrachtet werden.
  3. Dabei sind ethisch- moralische Wertungen auf der Basis der Unterscheidung von Sach- und Werturteil unerlässlich.
  4. Das hier vorgeschlagene Konzept einer integrierten deutsch-jüdischen Geschichte stellt folgende Aspekte in den Vordergrund:
    1. Die Juden waren im Verlauf der Geschichte nicht nur Objekte, Verfolgte und Opfer, sondern auch Subjekte, aktive Bürger und kreative Mitgestalter von Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Mitteleuropa.
    2. Die Eigenentwicklung in der jüdischen Welt wird differenziert betrachtet.
    3. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen jüdischen Lebens zwischen Integration und Auseinandersetzung werden untersucht.
    4. Der ungeheure Zivilisationsbruch in Deutschland, der Millionen von Menschen das Leben gekostet und Werte unwiederbringlich zerstört hat, wird sichtbar gemacht.
    5. Aus der Beschäftigung mit der Vergangenheit „Holocaust“ werden Gegenwartsbezüge und Zukunftsorientierungen entwickelt, insbesondere für den Umgang mit Minderheiten.
  5. Zugänge, Dauer und Intensität der Behandlung der Thematik in der Schule müssen den Lerngruppen angemessen sein, um Abwehr-Reaktionen der Jugendlichen zu vermeiden.
  6. Ein eigenes Fach, etwa im Sinne einer „Holocaust education“, ist nicht erforderlich.