Zum Profil der neuen Zeitschrift

“Geschichte für heute”

Dr. Peter Lautzas: Zum Profil der neuen Zeitschrift

Erstmals in seiner bald hundertjährigen Geschichte gründet der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands eine Bundeszeitschrift und schafft sich damit eine über die Ländergrenzen hinweg gemeinsame starke Stimme in Deutschland. Das ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung in einer Zeit, in der Geschichte im öffentlichen Raum Konjunktur hat, ihre Stellung als Schulfach jedoch keineswegs als gesichert gelten kann. Dies bedarf ständiger Begründungen und Bemühungen, um sie als unerlässlichen Beitrag zur humanen Bildung im Kanon der Schulfächer verankert und in ihrer Dignität gewahrt zu sehen. Hinzu kommt, dass das Bildungswesen in Deutschland tendenziell eher auseinanderstrebt und damit der Ausweis eines gemeinsamen fachlichen Grundverständnisses dringend erforderlich ist.

Aus diesen Gründen ist die neue Zeitschrift ein Organ zugleich der Landesverbände, die die Bildungspolitik in ihren Ländern kritisch begleiten, und ebenso des Bundesverbandes, der die gemeinsamen inhaltlichen Vorstellungen zu formulieren und mit einer Stimme zu vertreten sucht. Das föderale und das zentrale Element ergänzen sich hier also in bester Weise. Daraus ergibt sich für die redaktionelle Gestaltung, dass die Landesverbände wie der Bundesverband Mitteilungen aus ihrer Arbeit zu Sachverhalten und Themen von grundsätzlicher und allgemein interessierender Bedeutung beisteuern.

Die neue Bundeszeitschrift ist ein Zusammenschluss bisheriger regionaler Zeitschriften, nämlich von „Geschichte, Politik und ihre Didaktik“ (GPD), erschienen im Aschendorff Verlag Münster und herausgegeben von den Landesverbänden Nordrhein- Westfalen, Hessen und Bremen, den „Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer“ im Wochenschau Verlag, herausgegeben von den Landesverbänden Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, sowie „Geschichte und Politik in der Schule“ (GPS), herausgegeben vom Landesverband Hamburg. Eine begrenzte Möglichkeit zu Mitteilungen hatte der Bundesverband bisher nur in der Zeitschrift: „Geschichte in Wissenschaft und Unterricht“ (GWU), herausgegeben vom Erhard Friedrich Verlag in Zusammenarbeit mit dem Ernst Klett Schulbuchverlag.

Die neue Zeitschrift soll in mehrere Richtungen wirken. Zentrales Aufgabenfeld bleibt die Bildungspolitik. Hier gilt es, dem Anliegen eines soliden Geschichtsunterrichts Gehör zu verschaffen, gegenüber den Unterrichtsverwaltungen wie einer breiteren Öffentlichkeit, die an historischer Bildung und geschichtlich informiertem, verantwortlichem Handeln gleichermaßen interessiert sein muss. Doch auch das weite Feld der Geschichtskultur liegt im Blick des Geschichtslehrerverbandes und seiner Zeitschrift, denn die außerschulischen Begegnungen mit der Historie prägen das Bild von Vergangenheit ganz wesentlich. Vertreterinnen und Vertreter des Schulfaches Geschichte erhalten in dieser Zeitschrift Anregungen für einen sinnvollen Umgang mit diesen Angeboten. Damit soll generell der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, dass nicht nur Geschichtslehrer und Geschichtslehrerinnen an der Zeitschrift Gefallen finden, sondern auch Personen und Institutionen, die an der Geschichte interessiert und in anderen ihrer Bereiche tätig sind. Mit diesem offenen Konzept möchte der Verband schließlich um neue, vor allem jüngere, Mitglieder werben und sie für die kontinuierliche und professionelle Arbeit am Geschichtsbewusstsein gewinnen, angesichts der heutigen Medienkonkurrenz eine sehr wichtige, aber nicht leichte Aufgabe.

Mit der neuen, hier in einer ersten Ausgabe vorliegenden Bundeszeitschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands soll ein Publikationsorgan geschaffen werden, das als Plattform didaktischer Reflexion wissenschaftsorientiert und zugleich praxisbezogen ein heute so wichtiges und immer wichtiger werdendes Bindeglied zwischen diesen beiden Bereichen sein will. Die Leserinnen und Leser erhalten hier Anregungen, Materialien und Interpretationen auch aus der Feder von Wissenschaftlern an der Universität, denn der Geschichtslehrerverband ist davon überzeugt, dass der Geschichtsunterricht auf einem soliden wissenschaftlichen Fundament ruhen muss. Fachauftrag und Fachbindung bleiben unverzichtbar. Daneben stehen ferner didaktisch aufbereitete und praxisorientierte, meist auch praxiserprobte Beiträge, die direkte Anregungen und einschlägiges Material bieten. Diesem Ziel dient auch ein umfangreicher Rezensionsteil.

„Geschichte für heute“ will gegenwartsrelevante Themen und Fragestellungen von grundsätzlicher Bedeutung aufgreifen, wohl wissend, dass diese auch in der Geschichte der Antike, des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zu finden sind. Sie will daher das Fach grundsätzlich in seiner ganzen Breite sichtbar machen und repräsentieren, dabei offen sein für neue Entwicklungen im Fach, neue Ideen und Ansätze vorstellen und diskutieren. Das erstreckt sich auf die im Zeichen der Globalisierung so wichtig gewordene transnationale Geschichte und die Bemühungen um eine Weltgeschichte, soweit es die Möglichkeiten zulassen. Wichtig erscheint auch, dass auch neuere historische Teildisziplinen, wie z.B. Mentalitäts-, Technik-, Umwelt- und Geschlechtergeschichte, mit erfasst werden.

Als „Zeitschrift für historisch-politische Bildung“ legt sie Wert auf die Berücksichtigung des engen Zusammenhangs dieser beiden Bereiche: Ein guter Geschichtsunterricht ist ohne die Einbeziehung politischer, gesellschaftlicher, rechtlicher und ökonomischer Prozesse kaum vorstellbar und begrenzt die Erkenntnismöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler ebenso, wie es ein Politikunterricht ohne historische Bezüge täte. Der Tendenz zur Bildung neuer Fächerverbünde setzt geschichte für heute einen kooperativen Ansatz entgegen, der die Kompetenzorientierung der beiden Fächer im Hinblick auf die Entwicklung von Urteils- und Handlungsfähigkeit berücksichtigt. geschichte für heute ist daher auch eine Zeitschrift für die vielen Kolleginnen und Kollegen, die auch Politik, Sozialkunde, Wirtschaft oder Gemeinschaftskunde unterrichten. Aus diesen Bereichen werden daher ebenfalls Beiträge aus Wissenschaft und Praxis veröffentlich werden.

Zur Gestaltung dieser Aufgabe, die vorstehend in den Grundlinien skizziert wurde, konnte eine erfahrene, sehr motivierte und in den einzelnen Personen vielfach ausgewiesene Redaktion gebildet werden. Als verlegerischer Partner konnte der Wochenschau Verlag gewonnen werden, ein angesehener und auf dem Feld der Geschichtsdidaktik führender Verlag, der unserem Anliegen äußerst aufgeschlossen gegenübersteht, bei der Geschichtslehrerschaft sehr bekannt ist und der eine gute, reibungslose Zusammenarbeit mit dem Verband erwarten lässt. Wir freuen uns darauf und wünschen der Zeitschrift viel Erfolg – und zahlreiche Leser!

Für den Bundesverband: Dr. Peter Lautzas

Für die Landesverbände:

Baden-Württemberg: Roland Wolf
Berlin: Anita Mächler
Brandenburg: Dr. Günter Kolende
Bremen: Sabine Horn
Hamburg: Dr. Helge Schröder
Hessen: Ulrich Kirchen
Niedersachsen: Dr. Martin Stupperich
Mecklenburg-Vorpommern: Dr. Helmut Willert
Nordrhein-Westfalen: Dr. Rolf Brütting
Rheinland-Pfalz: Dr. Ralph Erbar
Saarland: Bernhard W. Planz
Sachsen: Kathrin Semechin
Sachsen-Anhalt: Dr. Gunnar Möhring
Schleswig-Holstein: Dr. Reinhard Mischke
Thüringen: Katrin Herzig