Aus Anlass der Neuedition von Hitlers „Mein Kampf“ in einer historisch-kritischen Ausgabe durch das Münchner Institut für Zeitgeschichte, die mit der urheberrechtlichen Freigabe ab 2016 zusammenhängt, melden sich viele Bildungsexperten mit der Forderung zu Wort, endlich müsse das Werk für die Arbeit in der Schule zur Verfügung stehen. Es wird zu einem Preis von vermutlich über 100 € etwa 2000 Seiten umfassen und Tausende von Anmerkungen enthalten, in denen die Herkunft und Verknüpfung der Gedanken Hitlers historisch geklärt wird. Da ist sicher manche wissenschaftliche Neuentdeckung zu erwarten. Vielleicht muss der Text selbst auch hier und da verbessert werden. Dennoch darf zum Schulunterricht deutlich gesagt sein:
Seit den 1950er Jahren werden Texte aus „Mein Kampf“ im deutschen Geschichtsunterricht gelesen. Sie stehen auch leicht zur Verfügung: Im „Klassiker“ Walther Hofers „Der Nationalsozialismus. Dokumente“ von 1957 sind für die Schule ausreichende Textauszüge zur NS-Weltanschauung enthalten. Das preisgünstige Fischer-Taschenbuch erreichte im ersten Jahr bereits eine Auflage von 100 000 und bis heute von weit über 1 Million Exemplaren. Den meisten bundesdeutschen Gymnasiasten bis in die 1990er Jahre dürfte das Buch bekannt sein, bevor es inzwischen wegen einiger veralteter Kommentare an Bedeutung verlor.
Ulrich Bongertmann