FAZ 27.3.24: Prof. Lutz Raphael (Vorsitz VHD) und Niko Lamprecht (Vorsitz VGD) äußern sich gemeinsam zur Lage von Geschichte an Schulen und Hochschulen
„Geschichte für die Gegenwart: Die sinkende Zahl der Geschichtsstudenten ist kein Grund zum Alarmismus. Doch die Anpassungskrisen der Gesellschaft fordern das Fach heraus.“
In dem gemeinsamen Beitrag werden diverse Belastungen und Krisensymptome dargestellt, ebenfalls aber auch Alternativen bzw. Anregungen:
“ … Drei konkrete Beispiele, was wir mit Relevanz und Verbindlichkeit meinen:
Die Chronologie im Geschichtsunterricht gibt Orientierung, ihre Entkernung und Übertragung in diffusere Kompetenz- oder Problemfelder ist für schwächere Teile der Schüler- und Studentenschaft sehr anstrengend, auch im mittleren Leistungssegment überfordert dies teilweise. In Schulen wie an den Universitäten bewährt sich die Kombination von strukturierender Chronologie und Längsschnitten bzw. problemgeschichtlichen Feldern. Curricula/Lehrpläne sollten den periodischen Ansatz also nicht völlig negieren.
Im Oberstufenbereich darf es zweitens nicht passieren, dass die Leistungskurskombination von Geschichte mit gängigen anderen Fächern durch bestimmte Setzungen/Kombinationsvorschriften erschwert oder gar versperrt wird.
… Geschichte an Schulen bräuchte einen „Gedenkstättengutschein“, damit engagierte Lehrkräfte Konzentrationslager oder andere Gedenk-/Erinnerungsorte (z.B. zur Demokratiegeschichte) unbürokratisch und ohne große Finanzakquise per Exkursion besuchen können. Z.Z. ist das Exkursionswesen in diesem Bereich ein länder- und regionalspezifisch sehr unterschiedlicher Parcours, der Lehrkräften neben der Genehmigung durch die Schulleitung zahlreiche Recherche-, Akquise- und Organisationsaufgaben aufbürdet. Eine proaktiv den Schulen mit Jg. 10 bzw. 10-13 durch Bund oder jeweiliges Land zur Verfügung gestellte Pauschalsumme würde dem Besuch dieser wichtigen Lernorte Rückenwind verleihen, sie wäre ein Ansporn. …“
Zum letztgenannten Punkt ist anzumerken, dass dieser „Ansporn“ per Gutschein ohne Zwang erfolgen sollte, aber die konkrete Arbeit vor Ort sehr erleichtern würde. – VHD und VGD werden die weitere Entwicklung genau beobachten.