VHD und VGD hatten sich 2020 entschieden, den 53. Deutschen Historikertag überwiegend digital durchzuführen. Die schleppende Impfkampagne und die unvorhersehbare Pandemieentwicklung, verbunden mit der Ungewissheit, welche Einschränkungen am Veranstaltungsort in München sowie im Reiseverkehr im Oktober 2021 gelten werden, sprachen für die digitale Durchführung. Die meisten Veranstaltungen wurden direkt vom ursprünglichen Veranstaltungsort an der Ludwig-Maximilians-Universität per Live-Stream auf eine digitale Konferenzplattform übertragen. 150 Einzelveranstaltungen, darunter etwa 100 Fachsektionen, Fest- und Sonderveranstaltungen sowie Angebote für Schulklassen und Geschichtslehrkräfte gehörten zum Programm.
Als Juniorpartner des Verbandes der Historikerinnen und Historiker durfte der Bundesvorsitzende in München ein Grußwort zur Eröffnung sprechen und seinen Respekt für die herkulischen Aufgaben der Vorbereitungsjahre zum Ausdruck bringen: Die Pandemie hatte den Historikertag nicht nur um ein Jahr verschoben, sondern zahlreiche Änderungen mit sich gebracht. Im Grunde waren zwei Historikertage geplant und entwickelt worden.
Es war ein Anliegen in München darauf hinzuweisen, dass Lehrerinnen und Lehrer einen Digitalisierungsschub erlebt haben, der in Teilen sicherlich notwendig war und der auch den Geschichtsunterricht nachhaltig verändert hat. Gleichwohl durften alle am System Schule beteiligten erfahren, dass der digitale Unterricht Schülerinnen und Schüler sowie Familien stark belasten und überfordern kann. Schon jetzt ist deutlich geworden, dass es des Präsenzunterrichtes bedarf, aber dass momentan kein digitales Medium den Geschichtsunterricht auf Dauer adäquat ersetzen kann.
Der Kampf um Deutungen hat die Zunft eine Woche lang beschäftigt. Nur Wenige konnten in München anwesend sein. Der VGD hatte sich dazu entschlossen, den HV nach München einzuladen. Auf diese Weise ergaben sich Anlässe zum Wiedersehen, aber auch das ein oder andere Gespräch mit dem VHD. Der virtuelle Historikertag war ein Novum, das diese Tagung dauerhaft verändert haben dürfte. Allein die digitale Verfügbarkeit, die lange Reisen ersetzen und dadurch Ressourcen schonen kann, war für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Erleichterung, die auch in Zukunft eine Rolle spielen wird.
Über die einzelnen Sektionen wird hie und da berichtet worden sein. Die Sektion zum Beutelsbacher Konsens, an welcher der VGD beteiligt war, war ebenso gut besucht wie das FGWU. Hier hatte u.a. der Bayrische Geschichtslehrerverband einen Workshop, der gut nachgefragt wurde. Gedankt sei dem Klett-Verlag, der die Gewinnerinnen des Nachwuchswettbewerbes auszeichnete.
Eine besondere Herausforderung war die Delegiertenversammlung, die abgesehen von den Anwesenden, digital durchgeführt werden musste. Besonderer Dank gilt hier Theresia Jägers, die sich in die Materie gut eingearbeitet hatte und diesen Teil der Sitzung meisterhaft und ruhig durchführte. Der Dank geht auch an die Kassenprüfer und die Mandatsprüfungskommission, die durch die neue Situation ebenfalls mehr zu tun hatte als sonst. Alle Delegierten waren geduldig, höchst aufmerksam und nahmen die kleineren Pannen mit Humor. Es kamen konstruktive Anregungen, die das ganze Verfahren sehr angenehm machten. Seit 2021 gibt es nun eine „Münchener Satzung“, in welcher unser Name in: „Verband der Geschichtslehrerinnen- und lehrer Deutschlands e.V“ umbenannt wurde. So hat eine langjährige Diskussion ein einstweiliges Ende gefunden. Die Wahlreform wurde ebenfalls einstimmig angenommen. Die Vorstandwahlen leitete in gewohnter Souveränität Dr. Rolf Brütting.
Partnerland war Israel. Die gemeinsame jüdisch-deutsche Geschichte in Deutschland wurde durch Ausstellungen und Festakte hervorgehoben. Die deutsch-jüdische Geschichte gehört zu den wichtigsten Kapiteln im Geschichtsunterricht und fehlt in keinem Curriculum. Auch unser Arbeitskreis zur deutsch-jüdischen Geschichte war im vergangenen Jahr sehr aktiv.
Der VHD blickte in München auf eine über 125jährige Geschichte zurück. Es waren unter anderem konkurrierende Auffassungen oder „Deutungskämpfe“ über den Geschichtsunterricht, die zur Gründung des Verbandes der Historiker geführt hatten. Im Lauf der Zeit haben sich die Interessen der Voll-Historiker und der Geschichtslehrerinnen und-lehrer getrennt. In letzter Zeit aber haben der VHD und der VGD zu gemeinsamen Positionen und Veranstaltungen in Fragen des Geschichtsunterrichtes und der Ausbildung des wissenschaftlichen und schulischen Nachwuchses gefunden.
Auch nach einigen Monaten Abstand gilt es dem Organisationskomitee in München und dem Ausschuss des VHD noch einmal für die hervorragende Zusammenarbeit in den letzten drei Jahren danken. Allen Kolleginnen und Kollegen, Delegierten, Mitgliedern und Besuchern und Besucherinnen des Historikertags sei an dieser Stelle für das Gelingen des Historikertages gedankt.
Die Bildrechte ( 1-4, 9-10) liegen beim VHD bzw. beim VGD (5-8).
► https://www.historikertag.de/Muenchen2021/
Der VGD hat sich umbenannt in Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V. (VGD) und hat auf der Delegierten-versammlung am 8. Oktober 2021 Dr. Peter Johannes Droste erneut zum Vorsitzenden gewählt. Die Stellvertretung übernimmt wieder Niko Lamprecht, bestätigt wurden auch Dr. Frank Schweppenstette (Schatzmeister), Dr. Helge Schröder (Schriftführer) und Dr. Barbara Richter (Beisitzerin). Dr. Steffen Wendlik kam als Beisitzer neu in den GV (Gesamtvorstand). Die hybrid abgehaltenen Verbandsveranstaltungen von Haupt-, Gesamtvorstand und Delegiertenversammlung stellten eine technische Herausforderung dar, liefen aber konstruktiv ab. Man gestaltete außerdem Veranstaltungen z.B. im Rahmen des FGWU und eine Sonderveranstaltung zum Onlineportal von MDR und VGD "Eure Geschichte" (www.euregeschichte.de ).
Zum VHD siehe www.historikerverband.de :
VHD wählt neuen Vorstand und vergibt renommierte Forschungspreise
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. (VHD) hat auf der Mitgliederversammlung am 8. Oktober 2021 Lutz Raphael zum neuen Vorsitzenden gewählt. Bereits am Vorabend hatte der VHD auf der Festveranstaltung des 53. Deutschen Historikertages eine herausragende Habilitation und zwei herausragende Dissertationen ausgezeichnet. Marc Buggeln (Berlin) wurde für seine Habilitationsschrift „Das Versprechen der Gleichheit: Progressive Steuern und die Reduktion sozialer Ungleichheit 1871 bis 1945“ mit dem Carl Erdmann Preis ausgezeichnet. Anna Catharina Hofmann (Halle) erhält für Ihre Dissertation „Francos Moderne. Technokratie und Diktatur in Spanien 1956-1973“ und Irina Saladin (Tübingen) für Ihre Dissertation „Karten und Mission. Die jesuitische Konstruktion des Amazonasraums im 17. und 18. Jahrhundert“ den Hedwig Hintze Preis. In Kooperation mit der Körber Stiftung wurde der Schüler:innenpreis im Fach Geschichte vergeben. Im Vorfeld des Kongresses zeichnete der VHD acht Promovierende im Fach Geschichte in einem Essaywettbewerb mit Stipendien aus.