Im ZDF kam zum Tag der Wiedervereinigung ein Beitrag unter Einbezug des VGD:
35 Jahre Einheit: Wie Jugendliche im Osten auf die DDR blicken
Hieran anknüpfende Gedanken:
Der 35. Jahrestag der Wiedervereinigung bietet Anlass zum Feiern – und zur kritischen Reflexion. Der Jubel der ersten Jahre nach 1990 ist längst verebbt, Umfragen und gemischte politische Statements zeigen z.T. ernüchternde Ergebnisse. An den Schulen wird das Thema DDR bzw. Nachkriegsgeschichte und „Wendezeit“ standardmäßig in Geschichte (Jg. 10 bzw. Abschlussjahr der Sek. I und nochmals in der Oberstufe) behandelt. Die KMK sowie die Ständige wiss. Kommission der KMK ordnen das Thema – genau wie die NS-Zeit – stark dem Bereich der Demokratiebildung zu, was aus Sicht des VGD sehr sinnvoll ist. Es besteht auch länderübergreifend zumindest darin Einigkeit, dass das Thema zur Demokratiegeschichte bzw. -bildung einen Beitrag leistet und wichtig ist. Die lehrplanmäßige Verankerung ist aber weiterhin sehr unterschiedlich, die Sicht auf das Thema verändert sich zunehmend. Problematisch ist in erster Linie, dass in der „alten“ Bundesrepublik eine Tendenz zur Gleichgültigkeit zunimmt, da die Erlebnisebene zu 1989/90 bzw. der Zeit davor immer blasser wird – und in den ehemaligen DDR-Gebieten sogar „Ostalgie-Wellen“ zunehmen, gern in Verbindung mit antidemokratischen Narrativen bzw. Haltungen (vgl. DDR als angeblich im Kern rein fürsorglicher Sozial- oder sogar als Rechtsstaat), die eine Art „Mauer in den Köpfen“ aufbauen wollen und den Blick von der zweiten Diktatur auf deutschem Boden abwenden. Es ist kein Zufall, dass Lehrkräfte mittlerweile regional von abnehmendem Interesse oder sogar Gegenwind berichten – DDR-Gedenkstättenfahrten „laufen“ z.B. nicht immer von alleine, da Eltern sie z.T. nicht mehr für wichtig bzw. bezahlwürdig halten. Auf Pausenhöfen tauchen auch Kappen mit der Aufschrift „Ostdeutsch!“ auf.
Demgegenüber fordert der VGD im Einklang mit den DDR-Landesbeauftragten Rückenwind von der Politik, um neben kompetentem Geschichtsunterricht unkomplizierter und mit einheitlichen Regeln Zeitzeugen- oder Gedenkstättenveranstaltungen planen zu können – siehe die Erklärung von Erkner 2024* mit dem Wunsch nach einer einfach abrufbaren Bezuschussung solcher Angebote. Engagierte Lehrkräfte sollten bei den sowieso aufwändigen Aktivitäten dieser Art unterstützt werden und nicht noch ein Finanzproblem meistern müssen! Fachlich einigermaßen fundierte Kenntnisse zur DDR und Bundesrepublik 1949-1989 befördern den Vergleich zur Gegenwart und zur Zeit vor 1945 – beides ist wichtig für künftige mündige Staatsbürger. (*Erklärung von Erkner s. https://geschichtslehrerverband.de/25-5-2024-erkner-resolution-und-plenum-zum-umgang-mit-ddr-geschichte-und-mit-gedenkstaettenarbeit/ )
Der Verband arbeitet mit Partnern wie der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte auch weiter an griffigen und modernen Videos und Unterrichtsmodulen zum Thema, die online jederzeit abrufbar sind. Siehe z.B. Volksaufstand in der DDR – Der 17. Juni – ZDF goes Schule
Niko Lamprecht
Vorsitzender VGD e.V.