FAZ berichtet über die „Superkraft“ und über Grenzen des Faches Geschichte

FAZ berichtet am 29.9.: Historikertag: Wissenschaftler mit Superkraft? | FAZ

Thomas Jansen diskutiert im Artikel „Historiker und ihre Superkraft“, wie die Geschichtswissenschaft zur Stärkung der Demokratie in Deutschland beitragen kann. Ausgangspunkt ist eine Rede von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der Historikern eine besondere „Superkraft“ zuschreibt: die Fähigkeit, historische Ereignisse kritisch zu hinterfragen, Informationen zu überprüfen und verschiedene Perspektiven aufzuzeigen.

Im Text wird betont, dass Historiker mit ihrer kritischen Methode helfen können, differenzierte Urteile zu entwickeln. Besonders wichtig ist die Fähigkeit, nicht bei einer absoluten Sichtweise zu bleiben, sondern unterschiedliche Ansichten und Interpretationen zu erkennen. Dies wird als zentral für eine demokratische Gesellschaft angesehen.

Außerdem geht der Artikel auf die aktuelle Erinnerungs- und Erinnerungskultur in Deutschland ein. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus erfordert ein klares Bewusstsein für historische Fakten und eine kritische Distanz zu einfachen Erzählungen.

Am Ende wird deutlich gemacht, dass Geschichtsunterricht in Schulen und das kritische Nachdenken über Geschichte für die Demokratie unerlässlich sind – besonders mit Blick auf die Verbreitung von Falschinformationen in sozialen Medien.

Neben den im Artikel – siehe  Historikertag: Wissenschaftler mit Superkraft? | FAZ – erwähnten Punkten wäre aus VGD-Sicht noch anzumerken, dass Geschichtslehrkräfte mit ihrer „Superkraft“ sich gewiss nach Kräften um saubere Fachlichkeit, das Checken historischer Fakten, Demokratiebildung und motivierte Lerngruppen kümmern. Der gesellschaftliche Gegendruck (vgl. Rechtsruck, Antisemitismus, digitale Spreader von Fake News usw.) nimmt dennoch zu, was nicht ein Fach allein ändern kann. Leider bekommen viele Schülerinnen und Schüler auch nur fachfremden Unterricht oder Geschichte im „Verbundfach“ (Modell an vielen Gesamtschulen), was auch engagierte Lehrkräfte – die vielleicht Erdkunde oder Politik studierten – schlecht ausgleichen können. In einem Verbundfach ist die Fachlichkeit – und damit für Geschichte meist das Handwerkszeug der Quellenkunde und des Quellenvergleichs – gefährdet, die Kund- bzw. Schülerschaft wird hier z.T. nicht fachgerecht versorgt, was man den Lehrkräften gar nicht vorwerfen kann. (Etwas bissiger Vergleich: Man würde ja mit Zahnschmerzen nicht gern zu einem Handchirurgen gehen, der ja auch „irgendwie“ Mediziner ist und hilfsweise die Zahn-OP machen soll.)

Anzumerken ist noch, dass für die „Superkraft“ auch ein Anschub (z.B. ein vereinfachtes und einheitliches Zuschussprinzip für Gedenkstättenfahrten oder historische Exkursionen) der Politik nötig ist. Geschichte leistet gern seinen Anteil zur Demokratieförderung und „Faktencheckerkompetenz“, braucht aber Rahmenbedingungen. Hierzu siehe auch:

25.5.2024 Erkner: Resolution und Plenum zum Umgang mit DDR-Geschichte und mit Gedenkstättenarbeit – Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V.

18.9.2025: Gemeinsame Erklärung des VHD und des VGD zum Schulfach Geschichte – Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V.